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MIT NEUN KUPPELN

Kathedrale der Dreifaltigkeit in Novomoskovsk

Die Kathedrale der Dreifaltigkeit in Novomoskovsk (Abb. 1, 2) gilt als die größte Holzkirche, die in der Ukraine erhalten ist. Die mit neun Kuppeln überwölbte Kirche wurde 1772 auf Initiative einer Offiziersgruppe der Saporoger Kosaken gestiftet und bis 1782 vom lokalen Meister Jakym Pohribnjak erbaut. Größe und Form der Kirche spiegeln das gestärkte politische Selbstbewusstsein der Saporoger Kosaken wider. Deren Territorium hatte nach der ersten Teilung der Adelsrepublik Polen-Litauen (1772) von der russischen Zarin Katharina der Großen Autonomie verliehen bekommen, die jedoch bereits 1775 wieder aufgehoben wurde. Die Kathedrale in Novomoskovsk, die als eine Gedenkkirche zu Ehren der Saporoger Sitch gestiftet wurde (Vechersky 2021), nimmt daher einen besonderen Platz in der ukrainischen Kunstgeschichtsschreibung ein. Sie wurde als Paradebeispiel des sogenannten Kosakenbarocks betrachtet. Der so bezeichnete Stil galt als spezifisch ukrainische Ausprägung des europäischen Barocks und als Ausdruck nationaler Identität der Ukrainerinnen und Ukrainer (Taras 2006, S. 133, 179). Heute wird der Begriff kritisch diskutiert (Demchuk/Levchenko 2023).

1830 wurde die Kathedrale restauriert und 1887–1888 nach dem ursprünglichen Modell faktisch neugebaut, weil das alte Bauholz morsch geworden war. Dabei wurden die architektonischen Formen sowie die Oberflächengestaltung teilweise vereinfacht. In der Sowjetzeit wurde die Kathedrale als Lagerhaus und als Sitz des Museums für angewandte Kunst genutzt. Erst 1988 wurde sie an die Religionsgemeinschaft der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche zurückgegeben. 2012 wurde die Kirche einer Restaurierung unterzogen.

Die für eine Holzkirche außergewöhnliche Größe und die dynamische Kuppelsilhouette versehen die Kathedrale in Novomoskovsk mit einer Monumentalität, die bei Holzkirchen selten ist. Überraschend ist auch der Innenraum. Es sind dort keine Decken eingezogen und der Blick führt weit nach oben in das Innere der hohen Kuppeln (Abb. 4).

Kaum 30 km von Dnipro entfernt liegt Novomoskovsk in einem Gebiet, das unmittelbar durch russischen Raketenbeschuss bedroht ist. Es bleibt zu hoffen, dass das einzigartige Architekturdenkmal dem Krieg nicht zum Opfer fallen wird, wie so viele Kirchen in der Ukraine.

Abb. 1, 2: Pavlo Mameko, Abb. 3, 4: Vechersky 2021, Abb. 5: Denis Vitchenko

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Abb. 2
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Abb. 5
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